Die Blumenfrau
Ein leises Buch – das in uns allen etwas anklingen lässt. Jeden Tag sitzt sie da, die Blumenfrau, mit bunten Sträussen vor sich, während die Menschen, ohne sie zu beachten, in den Bahnhof eilen. Nur Wanja begegnet ihr aufmerksam und freut sich, wenn er sie sieht. Staunend nimmt er die Vielfalt der Blumen wahr, je nach Jahreszeit sind es andere Farben und Blüten, die er entdeckt. Nie wechseln die beiden ein Wort, aber dennoch sind ihre Begegnungen voller Wärme, Würde und Respekt. Eines Tages sitzt die Blumenfrau nicht an ihrem Platz, auch am darauffolgenden Tag ist sie nicht da. Wanja überlegt sich, wohin sie gegangen sein könnte. Ob er ihr jemals wieder begegnet? In der farbigen Pracht und Vielfalt der Blumen auf der Wiese erinnert er sich an die Blumenfrau und das Leuchten in ihren Augen.
Einen Menschen am Rande der Gesellschaft zu würdigen und respektvoll zu begegnen, das schafft der kleine Wanja. Die Autorin und Illustratorin hat die Geschichte aufgrund einer echten Begegnung geschrieben. Es gelingt ihr, ohne jegliches Moralisieren oder in Mitleid abzudriften eine Geschichte aus dem Alltag zu erzählen, wie sie uns allen wohl vertraut ist. Schön auch der Effekt der Vorsatzseiten im Buch: wie die Blumenfrau, auf vorderen Vorsatzseiten, und Wanja auf den hinteren, sich aufeinander zu bewegen.
Anne-Christin Plate, NordSüd Verlag