Welten öffnen - ein paar Gedanken
50 Jahren Schullesungen sind passé. 50 Jahre, in denen Autorinnen und Autoren in zig Lesungen den Kindern und Jugendlichen in Luzern Welten öffneten. Welten, die aus den geschriebenen Geschichten der Schriftstellerinnen und der Fantasie der Kinder und Jugendlichen entstanden sind. Dieses Jubiläum bietet Anlass, einen kleinen Ausblick in die nächsten 50 Jahre Schullesungen und der damit verbundenen Leseförderung zu wagen.
Bleibt das Buch ein bewusst gewählter Gegenspieler in einer Welt, welche technischer, multimedialer und vernetzter wird? Oder wird das geschriebene Wort in den Digitalisierungsprozess einverleibt und können Lernende erst durch das digitale Lesen zum Analogen zurückgeführt werden? Wie in so vielen Zukunftsszenarien wird die Antwort irgendwo in der Mitte liegen. Zweifelsohne herausfordernd wird die Auswahl des passenden Buches und der für mich als Leser interessanten Person, welche hinter der Geschichte des Buches steht. Bekannterweise wird die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen von jungen Menschen in Zukunft nur noch stärker verlangt werden. Dabei können die Suche und die Auswahl eines passenden Buches und der passenden Autorin eine ideale Spielwiese für das Training dieser Kompetenz darstellen.
Was wir mit Sicherheit annehmen können; die Lesekompetenz bleibt nach wie vor zentral für das lebenslange Lernen. Spannend wird es sein, wie sich das Drumherum entwickelt, in welcher Form gelesen wird, an welchen schulischen und ausserschulischen Orten Lesen (vor)gelebt wird und wie das Lesen für junge Menschen up to date bleibt.
Gut möglich, dass Comics, als Verbindung zwischen Bild und Text – und dem momentanen popkulturellen Einfluss aus Ostasien – als Lesebeschleuniger oder -motivator eine Renaissance erleben. Ebenfalls wird das Lesen in Filmen, Serien, Apps oder bei Videospielen womöglich stärker als Ressource gewertet und vermehrt eingesetzt, um jungen Menschen Literalität zu ermöglichen.
Auch dem Ort des Lesens wird eine wichtige Bedeutung zukommen. Denn gerade in einer zunehmend schneller drehenden multimedialen Welt, kann ein gemütlicher Sitzsack und ein gutes Buch in einer Schulbibliothek einen sicheren Hafen für die junge Generation von morgen bedeuten. Wenn in dieser motivierenden Umgebung dann auch noch der Mensch, der dieses Buch geschrieben hat, etwas über die Entstehung der Geschichte und das Leben generell erzählt, ist bereits ein grosser Baustein für die Lesemotivation gelegt.
Vielleicht wird Lesen in der Zukunft technologischer, spielerischer, schneller und sequenzierter. Doch was bleiben wird, sind Menschen, welche kurze und lange Geschichten für andere Menschen entwerfen. Solange dieser Grundsatz gilt, können wir uns getrost auf die nächsten 50 Jahre Schullesungen und viele zu öffnende Welten freuen.